Besonders im Anlass zu den anstehenden Nationalmeisterschaften möchte ich einige Spieler darauf vorbereiten, von einem Schiedsrichter den Satz "Diese Frage kann/darf ich dir nicht beantworten - das wäre Coaching" zu hören: Das passiert ziemlich häufig auf einem Turnier und die Spieler wissen dann meist nicht, wie sie mit den Situationen umzugehen haben. Daher wird dieser Artikel sowohl für Schiedsrichter als auch für die Spieler recht profitabel sein!



Was ist "Coaching"?

Unter Coaching versteht man das Beantworten einer theoretischen Regelfrage, die nicht aktuell auf dem Spielfeld aufgetreten ist. Eine Antwort auf eine solche Frage gibt dem Spieler im Grunde einen klaren Ratschlag, wie der Spieler besser spielen könnte, um sich einen Vorteil zu verschaffen[1].

Da ein Schiedsrichter aber unparteiisch agieren soll, darf er eine solche Frage nicht beantworten und wird den Spieler darum bitten, entweder seinen gedachten Zug durchzuführen oder es sein zu lassen.

Dies soll aber nicht heißen, dass der Judge gar keine theoretischen Regelfragen beantworten darf. Grundsätzlich ist es ihm selbstverständlich nicht verboten, allgemeine Fragen (in etwa zu Spielmechaniken) über die in der Spielsituation vorhandenen Karten zu beantworten (darauf komme ich später im Artikel noch zurück). Zunächst möchte ich euch allerdings ein allgemeines Coaching-Beispiel aufzeigen, das im Grunde genommen ganz simpel ist.


Folgendes Beispiel:

David kontrolliert einen offenen Fusilier-Drache, die Doppelmodus-Bestie und hat ein offenes Kräfte Rauben auf seiner Spielfeldseite liegen. Sein Gegner Eduard hat keine Karten auf dem Feld und zieht Truppen im Exil nach.

Er fragt sich nun, ob der Effekt seiner Truppen durchkäme, wenn er sie ausspielen und für ihren Effekt opfern würde. Da er es nicht genau weiß und er die Karte auch genauso gut als Schutz verdeckt setzen könnte, ruft er vorsichtshalber einen Judge - man will ja nicht riskieren, dass es dann nicht funktioniert.


Der Judge kommt an den Tisch und wird von Eduard gefragt: "Kann ich -hm- (er deutet auf seine Handkarte)??". Ist ja nicht so, dass alleine die Frage relativ "behindert"[2] klingt - aber über 80% der Spieler verraten ihre Handkarte(n) anhand der gestellten Regelfrage, die dann obendrein nichtmal beantwortet werden darf. Aber als Judge versteht man natürlich sofort, dass Eduard wissen wollte, "ob der Effekt der Truppen im Exil auch bei einem aktiven Kräfte Rauben funktionieren kann". Die Antwort auf diese Frage darf der Judge hier allerdings nicht geben, da er Eduard sonst einen Vorteil verschafft - denn dieser könnte das nachgezogene Monster ebenso gut verdeckt setten.


Folglich heißt es:

"Die Frage darf ich dir nicht beantworten - das wäre Coaching. Du musst es entweder ausprobieren und DANN fragen oder was anderes tun"


Eduard legt also die Truppen im Exil in offener Angiffsposition via Normal Summon aufs Feld. Er fragt jetzt, ob der Effekt funktionieren würde. Welcher Judge hier bereits sagt, dass der Effekt durchkäme, macht was falsch: Denn der Effekt der Exiled Force ist mit Kosten verbunden, für die die Karte als Tribut angeboten werden muss. [3] Folglich hätte der Spieler immer noch einen Vorteil, wenn der Schiedsrichter auf seine Frage eingeht. Erst dann, wenn Eduard die Truppen im Exil geopfert hat, darf der Schiedsrichter den Spielern sagen, ob der Effekt funktioniert oder nicht. Vorher nicht.


Wie kann ich "Coaching" umgehen?

Nehmen wir mal ein anderes, völlig frei erfundenes, Beispiel zur Hand: Angenommen, ein Spieler Ergun spielt gegen das Dark World Deck seines Gegners Timo. Beim Sideboarden fragt er einen Schiedsrichter, ob er Die Auswanderungsprophezeiung, eine seiner Boardkarten, verwenden kann, um die Spezialbeschwörungs-Effekte von Timos Dark World Monstern zu umgehen.

Auch hier liegt wieder ein Fall von Coaching vor, da Ergun durch die Beantwortung der Frage den Vorteil hätte, dass er weiß, ob ihm Die Auswanderungsprophezeiung etwas gegen das spielstarke Themendeck bringt.


Folglich muss Ergun die Frage verallgemeinern. Allerdings wird die Frage nicht allgemeiner, wenn er die Frage nun so formuliert:

"Was würde passieren, wenn der Freund eines Freundes von mir Die Auswanderungsprophezeiung auf ein vom Gegner des Freundes eines Freundes von mir abgeworfenes Dark World Monster spielt?"


Auch, wenn einen das ein wenig davon abbringen könnte, dass die Frage hier auf diesem Turnier gestellt werden könnte und es somit kein Coaching zu sein vermag, ist es dennoch nicht besser als vorher. Um Coaching zu umgehen, müsste er viel eher etwas Hintergrundwissen mitbringen und dem Judge folgende 2 (oder mehr; aber diese 2 sollten meiner Meinung nach schon ausreichen) Fragen stellen:

  1. "Kann man an die Rückkehr-Effekte der Dark World Monster anchainen?"

  2. "Kommt der Effekt eines Dark World Monsters, wenn es bei Auflösung des Effektes nicht mehr im Friedhof ist?"


Beide Fragen darf ein Judge beantworten, da er dem Spieler nicht gezielt einen Vorteil verschafft. Er beantwortet schlicht und einfach allgemeine Fragen, aus denen der Spieler selbst sich einen Vorteil herausarbeiten kann - der Schiedsrichter aber gerade nur den Denkanstoß dazu gegeben hat. Dies ist also - wie bereits vorher im Artikel erwähnt - nicht verboten.


Je allgemeiner man eine Frage also stellt, desto höher stehen die Chancen, dass der Judge die Frage beantworten darf. Sicherlich käme kein Spieler sofort auf die Idee, wie man eine Frage allgemeiner stellen kann; aber etwas Kreativität ist hier eben schon gefragt, wenn man sich schon regeltechnisch überhaupt nicht[4] mit dem Spiel auskennt.




Ich hoffe, dass der Artikel einigen von euch das Thema Coaching etwas näher gebracht hat (auch Judges, wenn sie vorher nicht wussten was Coaching sei). Denn so könnt ihr auf dem nächsten Turnier mit ausreichendem Hintergrundwissen sicherlich alle möglichen situationsbezogenen Regelfragen stellen, ohne den Eindruck von Coaching zu erwecken. Nächste Woche sollte jeder der Spieler wieder die Kolumne lesen, da ihr dort die Spielerrichtlinien für die DM 2007 erfahren werdet!


eTCG Teamliga

Einige Teams wundern sich bestimmt, weshalb es noch keine Spieler-Paarungen gibt. Dieser Fakt ist nicht gänzlich unbegründet - derzeit stehen ungeklärte technische Probleme vor der Tür, die einen (oder mehrere?) Teamleiter daran hindern die Spieltags-Spieler anzuwählen. Dies muss zunächst noch geklärt werden, bevor der nächste Spieltag starten wird.


Tops und Flops

Top: Dunkelmond-Jahrmarkt

Der erste World of Warcraft Dunkelmond-Jahrmarkt findet am kommenden Wochenende in Frankfurt (Main) statt. Sicherlich ist das kein Yu-Gi-Oh!-Event, weshalb ein Großteil der YGO-Spieler herzlich wenig Interesse für dieses internationale Event zeigen wird.

Allerdings ist der Darkmoon Faire (Dunkelmond-Jahrmarkt) für jeden Spieler ein Muss, falls er sich mal mit World of Warcraft oder dem dazugehörigen TCG befasst hat und somit ganz klar "in"!



Flop: seltsame Youtube-Videos

Zu meinem Erschrecken musste ich gestern Abend feststellen, dass der Humor der Deutschen rapide auf Kellerniveau gefallen ist: Man schickte mir einen Link zu einem Video auf Youtube (Charlie: Candy Mountain) und wunderte sich, weshalb ich es nicht imba witzig fand.

Nunja... die Antwort ist nicht sonderlich schwierig - sonderlich viel Sinn hat das ganze Video nicht wirklich. Viel eher nerven die Stimmen auf die Dauer. Das Einzige an dem Video, das es ein wenig für mich gewinnen konnte, war das magische Leoplurodon.


Habe ich nur einen schlechten Humor oder seht ihr das genauso? ^^



Greets,

Harti



[1]: Das ist auch der Grund dafür, weshalb Judges meist "die besseren Spieler" sind. Ein guter Schiedsrichter braucht die Frage nämlich gar nicht zu stellen, da er sich der Antwort selbst bewusst ist!


[2]: Dies soll kein Angriff auf unkreative Spieler sein.


[3]:(dass man sie als Tribut anbieten darf, weil es Kosten sind, darf der Judge natürlich erwähnen. Auch darf der Spieler den Judge an dieser Stelle fragen, wie Skill Drain genau funktioniert und der Schiedsrichter darf ihm antworten, dass das Monster bei Auflösung des Effektes offen auf dem Spielfeld liegen muss, damit der Effekt negiert wird)


[4]: Ist ja nicht so, dass ein Spieler ein unglaublich umfassendes Regelwissen haben muss um auch ein guter Spieler zu sein. Aber es kommt immer wieder vor, dass Spieler nicht wissen, wie diese und jene Karte funktioniert - und dadurch stehen sie dann vor einem größeren Problem, wenn sie ein dreistes Themendeck überrascht.

Antworten 19

  • Der Artikel ist echt gut, mich würde interressieren ob/was es für strafen bei coaching gibt. gerade die sache mit den Truppen ist mir schon oft passiert, da ich skill drain spiele.


    Was soll ich machen wenn ein judge auf der DM meinem gegner sagt, das er die Truppen opfern kann?


    Ansonsten ein großes Lob.

  • Gute Kolumne!!!!


    Ich finde das Vid obershice.... aber der Song ist ultra mega hammergeil ^^
    http://www.youtube.com/watch?v=DuwY8U1AY7k
    läuft bei mir seit 10min ^^

  • Guter Artikel sehr hilfreich für die Zukunft!
    Aber das Video net wirklich lustig und verdammt nervig die Stimmen:
    Charlie....Charlie...
    Tiefer kann man net sinken wenn man das lustig findet!

  • Guter Artikel, auch wenn für mich nichts neues gekommen ist.


    Aber auf den Artikel nächste Woche bin ich schon sehr gespannt:daumen:



    Raphi

  • Best video ever...... :klatsch:


    Nä, mal im Ernst, braucht es echt so ein Video das man merkt, das "Humor" in deutschland auf dem Tiefpunkt ist????


    Zum Artikel:Hm, interressant, noch nie von dem THma gehört.Echt mal was gelernt.....

  • Tolle Tops und Flops. xD :daumen:


    M-F-G
    Kaiba

  • also echt guter artikel^^


    das mit dem coaching ist echt so ne sache aber ich hab mal ne fage: geht das mit skill drain und x-force jetzt xD




    M - f - G

  • ich find das thema mit judges usw. langweilt, aber ich hätte mal ne frage und zwar kennt irgendjemand CHEATS für "YU-GI-OH! WORLD CHAMPIONSHIP 2007" für den DS pls mb zur not auch (480-182-394)

  • Richtig interessanter Artikel. Wusste garnet das es sowas wie Coaching gibt. Haste aber gut erklärt, thx für diesen guten Artikel :daumen:


    Zitat


    aber ich hätte mal ne frage und zwar kennt irgendjemand CHEATS für "YU-GI-OH! WORLD CHAMPIONSHIP 2007" für den DS pls mb zur not auch (480-182-394)


    Was soll das?Oo
    Schreib das doch in den Thread fürs Spiel.

  • Hi!
    Ich muss sagen, dass es für mich sehr interessant war, zu erfahren, inwiefern "Coaching" betrieben werden darf. Fragen, die ich kurz vor Ende noch hatte, wurden auch noch geklärt (das soll heißen, du hast es gut erklärt ;)).
    Ich hoffe noch mehr zu lernen über's judgen :D
    Dass hier nicht so viel Feedback kommt, wundert mich zwar, aber wahrscheinlich liegt's daran, dass das Thema nicht alle anspricht, obwohl heute auch mal Spieler was dazu lernen konnten...

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