Ressourcenmanagement

Nachdem wir nun gelernt haben, wie Kartenvorteil zustande kommt und wie man ihn auch berechnet, kommen wir mal zu einem anderen Thema, das direkt im Zusammenhang damit steht: Ressourcenmanagement. Üblicherweise bereitet es gerade besseren Spielern keine Probleme sich auszumalen, welche Karten ihnen einen großen Kartenvorteil bringen und sie folglich auch über kurz oder lang zum Sieg führen werden. Der Punkt des Ressourcenmanagements wird hingegen wieder nur von wenigen Spielern richtig verstanden.


Als Ressourcen bezeichnet man alle Dinge, die in einem Spiel von Bedeutung sind. Folglich werden hier nicht nur eure Karten mit einbezogen, sondern beispielsweise auch eure Life Points. Wie ihr euch mit Sicherheit denken könnt, ist es in einem Duell nicht nur von Bedeutung, wie man mit seinen Karten umgeht, sondern auch, wie man mit seinen anderen Ressourcen haushaltet. So wurde im Kartenvorteils-Artikel zwar gesagt, dass ein besserer Spieler auch mal einen Angriff von einem gesnachten Tributmonster durchgehen lässt (in Hoffnung auf einen nachgezogenen Magiezerstörer), doch ist das nicht unbedingt IMMER sinnvoll. Manchmal lohnt es sich eben nicht mehr als 2000 Life Points zu verlieren, nur um möglicherweise in Kartenvorteil gehen zu können.

Genau solche Entscheidungen und somit die Spielweise des jeweiligen Duellanten entscheiden, ob Karten, wie My Body as a Shield Anwendung im eigenen Deck finden können. Hier tauscht man Life Points gegen Feldvorteil und nicht jeder Spieler ist mit einem solchen Tausch einverstanden. Nur, wer bereit ist, auch ein höheres Risiko einzugehen wird auf derartige Karten setzen und einen Vorteil aus ihnen ziehen können.


Das sich das Risiko auszahlen kann steht außer Frage, doch gehen wir nicht nur auf Life Points ein.

Die eine Normalbeschwörung, die man pro Runde durchführen kann ist eine weitere Ressource. Es kann also nur ein Monster pro Runde als Normalbeschwörung beschworen werden, doch die Anzahl der Zauber- und Fallenkarten, die pro Runde gesetzt werden können ist praktisch unbegrenzt (und nur durch die Größe eurer Zauber- und Fallenkartenzone beschränkt). Wenn also euer Gegner ein Monster beschwört, euch damit angreift und ihr den Angriff mit Sakuretsu Rüstung vereitelt, nehmt ihr eurem Gegner eine wichtige Ressource. Zwar geht ihr nicht in Kartenvorteil (wie schon beschrieben verliert ihr 1 Karte und euer Gegner ebenfalls), doch immerhin könntet ihr theoretisch 5 Zauber- und Fallenkarten setzen, euer Gegner aber nur 1 Monster beschwören!


Dies ist natürlich besonders vorteilhaft, wenn euer Gegner keine weiteren Monster mehr 'in der Reserve' hat. Folglich würde er gänzlich ungeschützt (was die Monster betrifft) euren Angriffen gegenüber stehen. Habt ihr auch dieses Prinzip verstanden, so wird deutlich, warum auch Karten, wie Letztes Angebot eine nicht geringe Spielbarkeit besitzen. Sie bringen euch zwar keinen Kartenvorteil, doch sie verbessern euer Ressourcenmanagement, da ihr für den Preis einer Ressource (Life Points) eine andere Ressource (eine zusätzliche Normalbeschwörung) erhaltet. Genau aus diesem Grund ist der Deckbau auch nicht ganz so zweidimensional, wie viele Spieler denken. Es geht nämlich nicht nur ganz blind um Kartenvorteil, sondern auch um Ressourcen.


Jede Spezialbeschwörung ist ein großes Plus für euer Deck. Denn die Anzahl der Spezialbeschwörungen pro Runde sind nicht begrenzt. Somit umgeht ihr eines der grundsätzlichen Spielprinzipien, nämlich, dass man nur 1 Monster pro Runde beschwören kann! JEDE Karte, die euch folglich problemlos eine Spezialbeschwörung garantiert bringt euch einen Vorteil! Nicht unbedingt Kartenvorteil, doch in jedem Fall einen Vorteil im Ressourcenmanagement.

Dies ist einer der Gründe, warum das Chaos Control Deck derzeit so stark ist. Es erringt nicht nur problemlos Kartenvorteil, sondern hat auch die Möglichkeit, gleich mehrere Spezialbeschwörungen pro Runde aufs Spielfeld zu bringen (mittels Chaos Sorcerer, Voreiliges Begräbnis, Ruf der Gejagten und vor allem Rückkehr aus einer anderen Dimension) und bricht so die grundsätzlichen Prinzipien des Spiels.


Nehmt an, ihr habt ein Deck, das problemlos gegnerische Verteidigungen durchbrechen kann und regelmäßig die Zauber- und Fallenkarten des Gegners abräumt. Was nützt es euch, wenn ihr nie zum finalen Schlag ausholen könnt, da die Angriffspunkte eurer Monster auf dem Feld einfach nicht ausreichen? Richtig... sehr wenig. Um das Spiel auch zu euren Gunsten entscheiden zu können, müsst ihr den Gegner auf 0 Life Points bringen. Genau hier kommt die ach-so-mächtige zusätzliche Spezialbeschwörung ins Spiel, die euch mit dem notwendigen zusätzlichen Monster versorgt, das die gegnerischen Life Points dann auch auf den Nullpunkt bringen kann!


Jede Karte, die problemlos eine zusätzliche Spezialbeschwörung bringen kann, sollte in eurem Deck integriert werden. Und jede Karte, die die grundlegenden Spielmechaniken durchbrechen kann, ist stark. Falls ihr euch jedoch nicht auf die klassische Art der Spielführung (den Gegner mit Monsterangriffen zur Strecke zu bringen) versteifen wollt, benötigt ihr andere Karten, die die grundlegenden Spielprinzipien 'umgehen' können. Ein Burner Deck verzichtet auf Feldvorteil zu Gunsten von vielen Effekten, die Direktschaden verursachen. Kartenvorteil rückt also in den Hintergrund und überlegenes Ressourcenmanagement steht im Vordergrund. Teilweise wird der Gegner sogar noch dafür bestraft, wenn er viele Handkarten hat (denkbar wäre Des Koala), bzw. sogar Hand- und Feldvorteil (Secret Barrel).


Ähnlich verhält es sich in anderen speziellen Themendecks. In einem Final Countdown Deck ist es häufig vollkommen egal, ob der Gegner in Kartenvorteil ist. Wichtig ist nur, dass ihr die 20 Züge nach Aktivierung der Karte übersteht. Ein anderes Beispiel ist das Cyber-Stein OTK. Hier ist euch ebenfalls der Feldvorteil egal, es zählt nur, dass ihr in einem Zug die gegnerische Verteidigung abräumt und dann mit einem Angriff eurer gigantisch starken Monster das Spiel zu den eigenen Gunsten beendet.


Immer wieder entsteht auch ein kurzzeitiger Trend und einige Spieler setzen nur auf Voreiliges Begräbnis oder Ruf der Gejagten, sie spielen also nicht beide Karten. Der Grund für diese Bewegung ist, dass die Synergie im eigenen Deck leiden würde. Wenn man die Monster im Friedhof für die Beschwörung von Chaos Sorcerer entfernen muss, bzw. für den Effekt von Topf der Trägheit ins eigene Deck mischen muss, würde Ruf, bzw. Premature lediglich zum Death Draw werden und euer Spiel behindern. Hier spielt die Synergie im eigenen Deck eine übergeordnete Rolle, ebenfalls ein Thema, auf das wir noch zu sprechen kommen werden.


soul