Auf in neue Gefilde – das Entdecken eines neuen Ladens

Jeder Yu-Gi-Oh!-Spieler hat eigentlich seinen eigenen Laden, in dem er am Wochenende – manchmal auch innerhalb der Woche – auf kleinen Turniere mitspielen kann. In größeren Städten gibt es meistens sogar mehrere Läden. Trotzdem werden die meisten Spieler einen Stammladen haben, den sie aus vielen Gründen immer wieder besuchen. In diesem Laden treffen sich häufig jede Woche die gleichen Spieler, um miteinander zu spielen. Für neue Spieler ist es manchmal äußerst schwierig, in so eine Umgebung einzutreten und wirklich akzeptiert zu werden. Trotzdem wagte ich letztes Wochenende ein Experiment: Ich ging am Sonntag zu einer Hobby-Liga in Leipzig und möchte euch im Folgenden meine Erfahrungen mitteilen. Seht diesen Artikel also als einen Erlebnisbericht eines Spielers, der sonst meistens mit Spielern spielt, die er kennt.


Vorurteile gegenüber Yu-Gi-Oh! Spielern


Wenn man sich mit anderen Spielern über die Community unterhält oder auch wenn man einige Artikel zu dem Thema liest, könnte man glauben, dass die Hälfte der Spieler Teilnehmer bei Scripted-Reality-Dokus sein könnten. Man hört häufig von Diebstählen, Betrügereien und selten sogar von gewaltätigen Übergriffen. Man kann sich also auf viel gefasst machen, wenn man in eine neue Umgebung kommt. Falls man sich dann aber dahin begibt, kann man erkennen, dass die Community sicherlich nicht so schlecht ist, wie sie gemacht wird. Angekommen an dem Laden wurde ich wirklich freundlich begrüßt. Die lokalen Spieler fragten mich, woher ich komme und warum ich gerade ihren Laden besuchen würde. In diesen kurzen Gesprächen wollten sie natürlich auch herausfinden, wie mein Status als Yu-Gi-Oh! Spieler ist. Bin ich ein Anfänger oder Veteran? Spiele ich Metadecks oder beschäftige ich mich nur mit meinem Deck?


Die Spieler erzählten auch relativ schnell etwas über sich selbst. Ich konnte also schon sehr früh erfahren, welche Decks sie spielen würden, wie lange sie schon spielten und was ihre Meinung zur neuen Boosterserie sei. Natürlich sind einige Spieler offener als Andere, die nicht genau wissen, wie sie mit dem Fremdkörper umgehen können. Trotzdem freuen sich fast alle Menschen, wenn sie jemanden treffen, der das gleiche Hobby ausübt. Man kann sich über seine Lieblingsthemen unterhalten und findet eventuell jemanden, der die gleiche Meinung vertritt. Trotzdem gibt es einige negative Punkte, die ich euch auch nicht vorenthalten möchte:


Das Tauschen


“Hast du Tauschkarten?“ Wer kennt diesen Satz nicht? Häufig ist dies der erste Satz, den man auf einem Yu-Gi-Oh! Turnier hört. Da ich mich in dem Laden in einer neuen Umgebung befand, war das Interesse an meiner Person natürlich besonders hoch. Da sich die anderen Spieler regelmäßig sehen und sonst meistens eher wenig tauschen, kennt man ihre Tauschordner in und auswendig. Als neuer Spieler bringe ich natürlich auch einen neuen Ordner mit, der Karten enthalten könnte, die die Spieler haben wollen.


Außerdem kann man von einem neuen Spieler natürlich nicht wissen, wie gut er über die neuen Kartenpreise informiert ist. Ich selbst tausche relativ selten, weil das Handeln keine besondere Stärke von mir ist und kenne aus diesem Grund nicht immer die aktuellen Kartenpreise. Aus diesem Grund muss ich mich oft auf die Auskünfte von Freunden und Bekannten verlassen. Im eigenen Laden geht das auch relativ gut, da sich hier schon kleine Freundschaften entwickelt haben, wodurch die Spieler eher abgeneigt sind, mich abzuziehen. In einem neuen Laden habe ich diese Absicherung nicht und aus diesem Grund ist es für die Spieler ziemlich einfach, Karten billig zu bekommen. Damit die Alteingesessenen herausfinden können, inwieweit der Neuankömmling informiert ist, müssen sie Informationen sammeln. Diese Informationen bekommen sie am einfachsten, wenn sie den neuen Spieler nach einzelnen Kartenpreisen fragen. Wenn sie nun erfahren, dass einige Karten komplett falsch bewertet werden, können sie diese Fehler ausnutzen. Falls der Tauschpartner zögert, versuchen häufig weitere Spieler aus dem Laden, ihn zum Tauschen zu überreden. Insofern versuchen sie die Unwissenheit von den Spielern auszunutzen. Dies funktioniert bei mir leider relativ gut. Deswegen habe ich bei meinem Besuch sicher ein paar Euro Verlust gemacht.


Man kann mit neuen Spielern aber auch Tauschen, wenn sie über die Kartenpreise informiert sind, da sich die Nachfrage und das Angebot in verschiedenen Regionen stark unterscheiden können. Ich konnte beispielsweise in Leipzig eine Karte bekommen, die in unserem Laden teurer gewesen wäre, weil fast niemand diese Karte besitzt. Die Nachfrage hängt häufig einfach davon ab, welche Decks die lokalen Spieler gerade spielen wollen. Spieler bezahlen natürlich mehr für Karten, die sie unbedingt brauchen. Wenn nun in einer Region sehr viele Spieler ein Satellarknight-Deck spielen wollen, sind diese Karten in dieser Region im Tausch häufig teurer. Man muss natürlich hinzufügen, dass diese regionsspezifischen Preise sich lange nicht mehr so sehr voneinander unterscheiden wie vor einigen Jahren, da verschiedene Internetplattformen häufiger genutzt werden. Auf diesen Plattformen kann man die Kartenpreise sehr schnell nachschlagen.

Unterschieden sich Regionen dann auch im Spiel selbst?


Was kann die Karte? - Unterschiedliche Decks und Erfahrungen


Da ich derzeit kein Metadeck besitze, baute ich mir ein Gladiatorungeheuerdeck, mit dem ich das Hobby-Liga-Turnier absolvieren wollte. In unserer Gegend sind die Gladiatorenungeheuer sehr beliebt und werden häufig gespielt. Aus diesem Grund wissen die meisten Spieler auch, welche Effekte die Karten besitzen und wie man gegen sie spielen sollte – heutzutage spielt das Deck natürlich auch hier niemand mehr. In Leipzig wurden andere Themen bevorzugt. Monarchen und Satellaknights sind beispielsweise weitaus beliebter als bei uns. Dies bedeutet auch, dass man sein Deck in verschiedenen Regionen auch unterschiedlich bauen sollte, da einige Karten nur gegen bestimmte Decks wirklich stark sind. Besonders die Zusammensetzung des Side Deck sollte sich je nach Metagame extrem unterscheiden. Beispielsweise denke ich, dass es in Ordnung ist, Gladiatorungeheuer Retiari nur im Side Deck zu spielen. Wenn ich den Laden besser gekannt hätte, hätte ich die Karte aber sicherlich im Main Deck gespielt.


Die Spiele selbst waren etwas ungewöhnlich für mich, da fast alle meiner Gegenspieler die Gladiatoren anscheinend nicht kannten. Aus diesem Grund kamen viele Regelfragen auf, die sich in meinem Stammladen nicht gestellt hätten, da die Spieler die Situationen schon sehr häufig erlebt haben. Zusätzlich bewirkt die Unerfahrenheit, dass die Gegner Spielfehler machen. Ein Satellaknight-Spieler hätte beispielsweise das Spiel gegen mich sicher gewonnen, wenn er nicht noch ein zweites Monster auf das Feld gebracht hätte, das ich überrennen konnte. Ein erfahrener Spieler weiß natürlich, dass man verhindern sollte, dass Gladiatorungeheuer einen Kampf überstehen.


Ich bin ein großer Fan von diesen Überraschungen, da diese erzwungenen Spielfehler ein sehr gutes Mittel sein können, um zu gewinnen. Beim Erstellen meines Decks hatte ich aber gar nicht die Intention. Man sollte also immer im Hinterkopf behalten, dass man in einem anderen Laden eventuell auch selber komplett neue Decks erleben kann, dessen Mechaniken man nicht sofort versteht. Doch wie verändert sich die Atmosphäre im Laufe des Turniers?


Veränderung der Atmosphäre


Anfangs war es natürlich schwierig, mich einzuschätzen. Doch nach einigen Stunden war dies einigermaßen möglich, so dass die Spieler wussten, wie sie mich einschätzen können. Aus diesem Grund versuchten auch einige Spieler, Gespräche mit mir aufzubauen. Sie haben gesehen, dass ich kein absoluter Neuling bin, sondern mich mit den neuen Karten auskenne. Aus diesem Grund wollten einige Spieler dann auch mit mir über strategische Entscheidungen, das Metagame und Spielfehler diskutieren. Nach sehr kurzer Zeit fühlte ich mich in dem Laden komplett angenommen und fühlte mich als Teil der Community. Natürlich haben nicht alle Spieler mich in dieser kurzer Zeit als Mitglied akzeptiert, aber die meisten haben dies getan. Ich wurde gefragt, ob ich wiederkommen möchte und wurde sogar in die Facebookgruppe des Ladens eingeladen, um immer über die Termine informiert zu sein.


Auch beim Tauschen veränderten sich die Leute im Laufe des Turniers. Als ich am Ende aus meinem Preisbooster El Schattenpuppe Shekhinaga zog, versuchten sie mir sogar zu helfen, um die Karte gut loszuwerden. Damit zeigen sie noch einmal, dass sie mich als Spieler akzeptieren und mich auch gerne wiedersehen würden, da man jemanden, den man nicht unbedingt wiedersehen muss, ohne Skrupel verarschen könnte.


Auf in neue Läden?


Ich kann allen Spielern nur empfehlen, sich neue Eindrücke aus anderen Kartenläden zu holen. Diese Eindrücke können natürlich auch negativ, werden aber meistens positiv sein, da sich der Großteil der Spieler darüber freuen wird, einen Gleichgesinnten gefunden zu haben. Außerdem kann man als Spieler neue Decks kennen lernen, Karten ertauschen, die man sonst nicht bekommen könnte und viele interessante Gespräche führen. Man hört immer wieder (auch von mir), wie schrecklich die Yu-Gi-Oh! Community sei. Solche Erlebnisse zeigen dann aber immer wieder, dass es noch genug Gründe gibt, das Spiel weiterzuspielen.

Habt ihr schon ähnliche Erfahrungen gemacht? Oder sind eure Erfahrungen eher negativ? Wollt ihr überhaupt neue Spieler in eurer Umgebung? Wie immer freue ich mich über euer Feedback!

Antworten 10

  • Schöner Artikel. Hat mir Lust gemacht, mal in andere Läden zu gehen :D
    Ich habe bisher die Erfahrung gemacht, dass ich mir auf jeden Fall erstmal den Respekt anderer Spieler erspielen musste. Als ich im Finale der Hobby Liga eines mir bisher recht fremden Ladens stand, interessierten sich dann plötzlich alle (auch ein ehemaliger Deutscher Meister) für mich.
    Was ich glaube, ist, dass das Alter bei so etwas eine entscheidende Rolle spielt. Ältere Spieler(~ab 20 oder so) haben es meiner Meinung nach leichter,
    in eine Gemeinschaft aufgenommen zu werden, als jüngere.


    MfG

  • Für neue Läden muss man als Person auch selber offen sein und sich der ungewohnten, neuen Situation stellen. Fremde Leute, unbekannte Decks - aber wie der Artikel gut hervorhebt: es lohnt sich!


    Ich habe letztens die gleiche Erfahrung auf der Sneak zu NECH gemacht. Eigentlich komme ich ja aus der Kölner Ecke, war aber bei der Familie in Dresden zu Besuch und bin dort auf die Sneak gegangen. Den Laden kannte ich auch nur durch die Website, Facebook und teilweise hier durch Ankündigungen im Forum. Mir fällt es jetzt nicht sonderlich schwer mit Menschen in Kontakt zu treten, aber die Offenheit der Spieler war schon beeindruckend. Klar, die Standardfragen "Woher? Was spielst du? Tauschkarten?" gab es auch da, aber keiner war abfällig oder so. Was die Sache entspannt gestaltet hatte war, dass da auch viele Jüngere und eben "Hobby-Spieler" vor Ort waren und nur wenige "Pro's". Aber selbst die waren eher wie größere Geschwister und haben (soweit ich das mitbekommen habe) ihre Kenntnisse über das Spiel bzw. Karten/Preise nicht missbraucht.


    Und ich stimme dem Autor zu, im Osten wird viel Licht gespielt, also Tellar's und auch LS ... im Osten geht eben die Sonne (=Licht) auf ... *der war flach* :dozey:


    Ich rate euch dazu, einfach mal einen neuen Laden zu besuchen. Gerade wenn man bei Verwandten ist oder zufällig in der Nähe: reingucken schadet nicht.

  • Genau meine Meinung! Super Artikel! Endlich mal jemand der außer mir Gladi spielt ich liebe dieses Deck :daumen:

  • Hi!


    Der Satz "Haste Tauschkarten" ist doch eigentlich schon Standard...egal wohin man kommt. Die meisten Leute erkennen dann später immer wieder die Leute und kommen dann direkt auf einen zu.


    Ich erlebe das immer wieder selber. Tauscht man mal bei ner YCS in Deutschland oder der DM oder auf anderen Turnieren...dann gehts wie nen Lauffeuer auf den nächsten Events und die Leute stehen teilweise schon Schlange. Man erkennt dann selber seine Pappenheimer und geht auch auf sie zu und schön knüpft man mehr und mehr Kontakte, auch wenn sie privat vielleicht gar nix anzufangen wissen. Aber so auf der Ebene YGO wird man immer schnell Leute finden.


    Beim Duell in Turnieren merkt man auch schnell in welcher Umgebung man ist und wenn man dann den Lokalmatador (sage mal den besten Spieler des Ladens) schlägt, dann schauen die Leute auch gleich anders. Dann wird gleich hinterfragt, wieso, weshalb, warum.


    Ich kann mich auch an eine Regional erinnern, damals in Frankfurt/Oder...


    Spielte das noch beliebte Sechs Samurai...ohne 3x Reasoning (ich war kein Freund des Millens :rofl: ) und hab stattdessen 3x Tollkühne Gier gezockt. Ich stand dann plötzlich 4:1 und ein Freund von mir unterhielt sich mit anderen Spielern, wie sie so stehen. Da meinte er "mein Kumpel steht 4:1 mit Samu, ohne Reasoning" und die schauten ihn ungläubig an. Kurze Zeit später auf anderen Turnieren waren auf einmal viele Samurai-Varianten anzutreffen mit 3x Tollkühne Gier, weil es konstanter lief. So hab ich mir dann den Respekt der Spieler geholt auf der Regional. Werd ich bis heute nicht vergessen.


    Daher bin ich immer gerne auf Turnieren und probiere schnell Kontakte zu knüpfen und Infos zu sammeln, wer wie wo was spielt...manche Turniere fahre ich bewusst nur zum Dealen hin und schaue mir dann einfach an, was so im Kommen ist.


    Mir machts Spaß :D


    Gruß Watapon

  • -.- warum gibt es in wiesbaden keinen

  • Ich hoffe du musstest dir im OCS Leipzig nicht den Ilja antun :D

  • -.- warum gibt es in wiesbaden keinen

    Geh nach Mainz in den Wirth.
    Istn Top Laden, gute Beratung und größtenteils sehr nette Community

  • Aber das kostet mich dann 10 Euro hin und zurück ist halt damn traurig das es kein in Wiesbaden gibt

  • Aber das kostet mich dann 10 Euro hin und zurück ist halt damn traurig das es kein in Wiesbaden gibt

    ich fühle mit bei mir ist der nächste laden auch weit weg :flenn: :flenn:

  • Habe den Artikel komischerweise erst heute gefunden^^
    Finde ihn aber sehr gut und interessant.
    Leider ist in vielen Teilen Deutschlands sehr wenig los, z.B. bei mir rund um Rosenheim.
    Wir sind gerade mal 4-8 Leute bei uns im Laden.

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