Offensiv, defensiv oder konsekutiv – welcher Spieltyp bin ich?

Im heutigen Artikel geht es um die Klassifizierung verschiedenster Spielweisen, welche Turnier- und Hobbyspieler so an den Tag legen. Man merkt bei jedem Gegner, dass er einen speziellen Spielstil hat – dieser hat sich meistens über Jahre hinweg von selbst und unbemerkt entwickelt. Doch welche verschiedenen Spieltypen gibt es eigentlich? Und noch wichtiger: Wie kann ich mit solchem Wissen Vorteile im Spiel erzielen?


Grundsätzlich gibt es für mich 3 verschiedene Spieltypen, in die man seine Gegner einteilen kann. Diese Spieltypen sind natürlich nicht festgelegt, sondern nur meine persönliche Einschätzung. Geschätzt 90% seiner Gegner kann man, nachdem man ein, zwei Spiele mit ihnen bestritten hat, einem dieser 3 Spieltypen zuordnen. Denn generell lassen sich alle Aktionen, die ein Spieler durchführt, in eine dieser 3 Kategorien einstufen; sei es der Umgang mit seinen Monstern oder sein Verhalten beim Setzen seiner Zauber- und Fallenkarten.


Aber alles der Reihe nach – gucken wir uns erstmal diese Spieltypen und ihre „typischen“ Eigenschaften an{{Typisch steht extra in Anführungsstrichen, denn es gibt überall Ausnahmen.}}.


Der offensive Spielstil


„Nur wer offensiv spielt, der kann auch das Spiel gewinnen“


Diesen Satz hat mir mal ein Spieler bei einem kleineren Ladenturnier zugeworfen {{Danke, dass du mir einen Anreiz zum Schreiben gegeben hast. Auch wenn ich deinen Namen nicht mehr weiß…}}. Damals, also circa vor ungefähr einem Jahr, wusste ich noch nichts damit anzufangen. Aber inzwischen kann ich seine Intention hinter dieser doch recht simplen Aussage verstehen.


Wenn man das ganze Spiel über nur auf Verteidigung spielt, dann wird es schwer bis unmöglich das Spiel zu gewinnen {{Außer man spielt Exodia/Final Countdown/Chain-Burn, diese zählen dann in die Kategorie „Spezialfälle“.}}. Da man aber schließlich in ein Turnier geht um zu gewinnen, muss man folglich früher oder später in die Offensive wechseln – und das am besten, bevor uns unser Gegner bezwungen hat.


Der offensive Spielstil ist der vermeindlich am häufigsten verwendete Spielstil. Ein offensiv agierender Spieler versucht, ständig seinen Gegner unter Druck zu setzen und ihn somit zu Reaktionen zu zwingen. Wenn er das schafft, und der Gegner unter Druck steht, passiert ihm möglicherweise sogar ein Spielfehler – und wir wissen alle, dass ein einziger Spielfehler manchmal über Sieg oder Niederlage entscheiden kann.


Offensive Spieler fallen oft durch spezielle Verhaltensweisen in ihren Spielzügen auf. Hier ein Beispiel, welches ich selbst miterlebt habe:


Spieler A (der offensive Spieler) kontrolliert ein paar starke Beatsticks, Donnerkönig Rai-Oh und Gaia-Drache, der Donnerangreifer in diesem Fall. Spieler B kontrolliert nur eine Genex-Undine im Angriffsmodus, dafür aber noch 3 gesetzte Zauber-/Fallenkarten. Da Spieler B noch circa 6000 Lebenspunkte besitzt, kann Spieler A nicht mit einer großen Offensivaktion die Partie mit einem Sieg für sich beenden. Dennoch geht er in seine Battle Phase und greift blind an, dies bleibt natürlich nicht ohne Folgen, denn sein Gegner aktiviert auf die erste Angriffsdeklaration eine Spiegelkraft.


Spieler B zieht zwar die nächsten Züge kein starkes Monster mehr nach, aber nach drei Runden und je einem Angriff per Genex - Undine hat B schließlich das Spiel gewonnen. Ironischerweise war die Karte, die Spieler A im nächsten Spielzug aufgezogen hat, eine Fallenbetäubung. Hätte er also noch 2 Züge gewartet, um eine Monsterarme aufzubauen und dann zum finalen Schlag auszuholen, hätte er mit Sicherheit gewonnen. So aber hat das Spiel durch eine, man könnte es als „gierige“ Handlung bezeichnen, mit welcher er ein +1 erzeugen wollte, letzten Endes verloren.


Ihr habt sicher schon ähnliche Situationen erlebt, in denen ein Spieler ein viel zu hohes Risiko für einen vermeintlichen Vorteil auf’s Spiel gesetzt hat – und nicht selten hat der risikobereite Spieler dann dadurch die Niederlage einstecken müssen.


Fassen wir diese Erfahrungen zusammen:


Offensives Spielen beinhaltet immer eine gewisse Gefahr, wenn wir aber damit durchkommen, haben wir womöglich einen nicht zu verachtenden Vorteil erzielt – im Optimalfall nämlich den Spielsieg. Wir müssen das Risiko von Situation zu Situation separat abwägen, um jeweils die beste Entscheidung für uns zu fällen. Sollten wir uns nämlich verzocken, geraten wir selbst oft in Kartennachteil.


Der defensive Spielstil


„Defensiv zu spielen ist prinzipiell immer besser als offensiv zu spielen.“


Diese Aussage stammt von dem Turnierspieler Adrian Madaj, welche mein Kollege Scarx ebenfalls schon in einem seiner früheren Artikel verwendet hat {{http://www.etcg.de/start/articles.php?id=1205}}.


Damit bezieht er sich auf die folgende Kernaussage:


Es ist immer besser seinen Trumpf aufzuheben, bis er sicher das Spiel gewinnt. Denn welchen Nutzen besitzt das beste Monster, wenn seine Beschwörung von Ernste Warnung negiert wird oder es in eine Bodenlose Fallgrube hinein fällt? Genau, keinen.


Wenn der Gegner viele gesetzte Karten in seiner Zauber- / Fallenkarten-Zone hat, ist es oft schlauer nicht sofort seine komplette Hand auf das Spielfeld zu werfen. Yu-Gi-Oh! ist ein Spiel mit Ressourcen, wenn ich alle meine Karten auf einmal verwende und dann eine starke Falle aktiviert wird bzw. mein Gegner zu einem spektakulären Gegenangriff ansetzt und ich keinerlei Schutz habe, bin ich folglich in einer misslichen Lage. Denn je weniger Karten ich zur Verfügung habe, desto schlechter stehen meine Chancen das Spiel noch zu gewinnen.


Defensivere Spieler überlegen meist länger, bevor sie ihren Zug machen. In Gedanken werden alle möglichen Optionen doppelt durchdacht und sie werden versuchen sich in ihren Gegner hineinzuversetzen, bevor sie ihre Karten ausspielen. Sie wollen so den für sich bestmöglichen Zug machen.


„Hat er jetzt einen Reißenden Tribut verdeckt oder ist das nur ein Mystischer Raum-Taifun?" oder "Lohnt es sich überhaupt jetzt meinen Schwarz Glänzender Soldat – Gesandter des Anfangs zu rufen, oder gehe ich damit nur ein unnötiges Risiko ein?" und "Welchen Vorteil hätte ich überhaupt davon, wenn mein Zug durchgeht? Lohnt sich das Risiko überhaupt?“ sind Gedanken welche einem solchen Spieler durch den Kopf gehen. Es wird versucht jeden Risikofaktor zu bedenken und möglichst mit einem Plan im Bezug auf jede gegnerische Handlung zu agieren.


Um erfolgreich defensiv zu spielen, benötigt man aber auch eine innere Gelassenheit. Wenn man ein bis zwei Züge lang einfach nur Monster, sowie Zauber- und Fallenkarten verdeckt aufs Spielfeld setzt und auf die Reaktion des Gegners wartet, gibt dieser meistens seinem inneren Offensivdrang nach und startet einen solchen Spielzug. Falls wir dann auch noch ein Monster wie zum Beispiel Feuerhand gesetzt haben, ist unser Gegner uns quasi in die Falle gelaufen, denn sein scheinbar ganz normaler Zug endet in einer misslichen Lage seinerseits, woraufhin man sich selbst im Vorteil befindet.


Der konsekutive Spielstil


Den konsekutiven Spielstil können wir häufig bei Spielern bestimmter Themendecks bzw. Deckarten, wie beispielsweise einem Deck rund um die Krieger der Sechs Samurai, beobachten. Konsekutiv bedeutet nichts anderes, als dass wir logisch und systematisch unser Spiel durchspielen. Jeder Spielzug wird Schritt für Schritt abgehandelt, so wie es schon im Vorfeld geplant wurde. Spieler eines Samurai - Decks haben häufig das Ziel im ersten Zug ihren Legänderer Sechs Samurai – Shi En zu beschwören. Man könnte den konsekutiven Spielstil auch als „systematischen Spielstil“ bezeichnen.


Auch im Mermail-Deck kann man konsekutiv spielen. Dort gibt es einen Spielzug, der weit verbreitet ist: Wenn man beginnt und Genex - Undine auf der Hand hat, spielt man diese in der Regel immer aus und legt sich sein Exemplar von Tidal, Drachenherrscher der Wasserfälle in den Friedhof. Dazu kommen dann noch ein bis zwei verdeckte Zauber- / Fallenkarten und der Eröffnungszug ist abgerundet - perfekt ist er, wenn sich hinter einer der beiden verdeckten Karte eine Abysssphäre verbirgt.


Der Begriff „konsekutiv“ ist in der Community eher ungebräuchlich, dort gibt es einen anderen Namen für solche Decks, welcher eine eher negative Bedeutung besitzt. Man spricht oft von „Autopilot-Decks“, da man oft ein- und dieselben Spielzüge immer wieder macht, egal in welcher Position man sich aktuell befindet. Der Begriff „Autopilot" bedeutet weithin, dass der Gegner für solchen einen Zug sein Gehirn meistens gar nicht verwenden muss.


Die konsekutive Spielweise sehen tritt hauptsächlich in der Anfangsphase eines Spiels auf, wenn keiner der beiden Spieler früh in Rückstand geraten möchte. Sie pendelt zudem oft zwischen offensiv und defensiv hin und her, da Züge wie „ich bau mir erstmal einen Shi En und greife dann sein Monster an“ nicht unbedingt als defensiv gewertet werden können.


Das Deck und die eigene Spielweise anpassen


Prinzipiell ist es ausreichend diese drei strategischen Ausrichtungen zu kennen, jedoch genügt dies nicht und man muss sich selbst bewusst mit dem eigenen Spielstil auseinandersetzen.

Geht man selbst oft unnötige Risiken ein, nur um vielleicht ein +2 aus einer Situation rauszuholen?

Spielt man gerne mal afghanisch{{Für die, die diesen Begriff nicht kennen: Es bedeutet, dass man sowohl ein Monster als auch eine Zauber-/ Fallenkarte verdeckt setzt. Häufig geschieht dies im ersten Zug eines Duells.}} und wartet auf die Reaktion des Gegners auf?

Oder spielt man gerne „Standardzüge“, weil man damit nur ein geringes Risiko eingeht und nicht viel falsch machen kann?


Jeder Spieler besitzt seinen eigenen, individuellen Spielstil, welchen er sich über die Jahre aneignet. Daher kann man nur versuchen seinen persönlichen Spielstil zu variieren, um es dem Gegner möglichst zu erschweren einen selbst zu durchschauen. Wenn sich Donnerkönig Rai-Oh und Feuerhand auf der Hand befinden, kann man zunächst gerne auch den besagten Donnerkönig per Normalbeschwörung aufs Feld rufen. Solch alternative Spielzüge ermöglichen ein ganz anderes Spiel, da der Gegner höchstwahrscheinlich mit einer Hand gerechnet hat, sofern er euer Deck kennt.


Natürlich kommt es auch auf das eigene Deck an, denn wenn man ein Themendeck wie Priesterliche Drachen oder eine aktuelle Version des Lichtverpflichteten-Themendecks spielt, dann werden häufiger offensive Züge zu eines Spielers zu sehen sein. Vor allem mit ersterem Deck lassen sich wenige defensive Spielzüge durchführen. In diesem Fall muss der eigene Spielstil so angepasst werden, dass dieser mit eurem Deck harmoniert.


Der stille Zähler


Ein weiterer wichtiger Faktor ist die aktuell befindliche Situation auf dem Spielfeld. Es ist wichtig sich des eigenen Kartenvor- bzw. Nachteils immer bewusst zu sein und daher sollte man diesen niemals aus den Augen verlieren. Hier nun ein kurzes Beispiel, wie dieser „Zähler“ in eurem Kopf laufen könnte:


Das Spiel beginnt (+-0). Der Eröffnungszug gestaltet man konsekutiv und beschwört Genex-Undine, diese legt Tidal, Drachenherrscher der Wasserfälle in den Friedhof (+-0) und Genex-Überwacher wird der Hand (+1) hinzugefügt. Danach ist der Gegner am Zug.


Der Gegner ist am Zug und zieht (+-0). Bruderschaft der Feuerfaust - Bär wird per Normalbeschwörung gerufen und greift an Genex - Undine an (-1). Danach setzt er eine Feuerformation – Tenki aus seinem Deck (-2) und aktiviert diese in seiner Main Phase 2 (-3). Danach beendet er seinen Spielzug und man selbst zieht (-2). In Folge dessen spielt man den Spielzug...


So kann man den aktuellen Stand der Ressourcen im Kopf mitzählen, dies mag anfangs schwierig erscheinen, jedoch funktioniert dies mit etwas Zeit und Training nach einer gewissen Zeit einwandfrei.


Wenn man zum Beispiel 0-1 im Match zurückliegt, die Ressourcen bei (-4) stehen und die Chance besteht, die gegnerischen Lebenspunkte auf Null zu senken, dann sollte versucht werden diese Option zu ziehen, egal wie viele gesetzte Zauber- / Fallenkarten der Gegner besitzt. Denn wenn man so weit zurückliegt im Spiel, dann kann oft nichts mehr helfen, außer eben solche ein Versuch {{Oder man besitzt und verwendet einen Übelschar-Exzitonenritter, welcher jeder mehr oder minder gute Spieler mit genug Geld immer im Extra Deck hat.}}.


Allgemein gilt die Faustregel: Je deutlicher der Rückstand, desto offensiver kann man spielen, um zu versuchen ins Spiel zurück zu gelangen. Auf der Gegenseite jedoch gilt, je größer der Ressourcenvorteil ist, desto ruhiger und sicherer kann das eigene Spiel gestaltet werden.


Fazit


Der Spielstil ist ein sehr theoretisches Thema, mit dem sich jeder Spieler einmal befasst haben sollte. Es ist hilfreich, wenn man versucht die Spielzüge des Gegners zu lesen und man sich selbst immer bewusst ist, wie viel man noch riskieren kann.


Welche Erfahrungen habt ihr schon mit den verschiedenen Spielstilen gemacht?

Was war neu, was wusstet ihr schon?

Und habt ihr schon mal versucht, einen solchen Zähler in eurem Kopf zu führen?


Erzählt von euren Erfahrungen im Feedbackthread. Dort könnt ihr auch wie üblich eure Meinung zu diesem Artikel hier kundgeben.


Ich freue mich auf euer Feedback!


Mit freundlichen Grüßen

~Pfannkuchen~

Antworten 13

  • Prinzipiell vielversprechender Ansatz, der meiner Meinung aber zu kurz gedacht wurde.


    Es ist nicht falsch, bestimmte Aktionen als "offensiv" oder "defensiv" zu klassieren. Falsch hingegen ist es "konsekutiv" als ausschließende Klasse aufzulisten. Denn jeder Topspieler wird diesen konsekutiven Spielstil fahren (schließlich bedeutend er ja reagierend, aufeinanerfolgend), um auf eine gegnerische Aktion passend zu reagieren.
    Zudem bin ich er Ansicht, dass das momentane klassische "Ressourcensystem" überholt werden muss. Momentan zählt zu dem Kennwert "Kartenvorteil" auch "Lebenspunkte", "Deckkarten", "Optionen im Extradeck", "Karten im Public Knowledge" und "Qualität des Feldes".
    Dazu ein paar Beispiele:


    Lebenspunkte:


    Vermehrt ist es wichtig unkonventionelle Spielzüge in Hinsicht auf die Lebenspunkte zu spielen. Spiele ich gegen Decks wie Sylvans oder LL, lohnt es sich immer früh ein bis drei Monster aufs Feld zu legen, um Soul Charge Plays rechtzeitig zu unterbinden. Da kann ich bei einem Stand von -3 im Kartenvorteil auch gerne mal Cowboy bauen, um den Gegner von 1700 LPs auf 900 zu drücken. Wenn ich ne BTH liegen habe, mache ich das auch bei 2500 LPs. Einfach weil ich dann auf ne Charge ein Out habe und Cowboy über die Normal nicht überrannt wird.


    Deckkarten:


    Wenn LL gegen mich als Sylvanspieler Maxx C abwirft bei 12 Deckkarten, nehme ich mir ruhig mal die Zeit zu überlegen, wie hart ich ausrasten kann. Auch wenn es Minuuuus ist, aber Deckout ist eben eine Option, die jeder gute Spieler sehen sollte.


    Optionen im Extradeck:


    Das Beispiel mehrt sich irgendwie. Ich spiele Sylvan, der Gegner LL. Er hat noch 6700 LPs und ein JD auf der Hand. Ich spiele Soul Charge, er Maxx C. Ich mache damit zwar viel Minus, wenn ich noch 8 Summons bringe, aber danach lege ich AOJ Entscheidungspanzer und nutze seinen letzten Effekt für Game.


    Karten im Public Knowledge:


    Ich weiß, dass Hole, drei Calls, 1 Dioane und 3 Sanctums im gegnerischen Grave liegen. Ich habe BTH, Lance und Rai-Oh auf dem Feld. Ich habe eine Soul Charge und eine Mystische Tomate im Friedhof. Dazu noch 1100 LPs. Mein Gegner hat nichts und noch knapp LPs. Aus dieser Situation heraus weiß ich, dass ich gegen eine Ice Hand direkt verlieren würde. Also spiele ich Soul Charge und baue mir eine Utopia oder einen Dweller. Zwar bringt es mich auf 100 LPS und macht -1, ist aber die beste Entscheidung.


    Qualität des Feldes:


    Ich spiele gegen Spellbook. Er legt mir den Jungen hin und macht plus 1. Ich erkenne, dass das plus 1 des Jungens nahezu zu vernachlässigen ist, da ein Removal auf ihn auch das Fate hinter ihm lahmlegt. Also spiele ich Hole, bin aber noch im -1. Mein Spiel aufziehen kann ich trotzdem.



    All diese "Spezialfälle" lassen eines erkennen. Sie alle beziehen mehr Faktoren als "Karten auf meinem Feld" und "Karten auf deinem Feld" ein. Und sie alle sind Vertreter eines guten, konsekutiven, durchdachten Spielstils, der Kartenvorteil weitesgehend ignoriert und effizient spielt.
    Klar, ist es immer gut auf Plus zu spielen. Aber spielentscheidend sind gerade die außergewöhnlichen Moves und nicht etwa ein bestimmter Spielstil.


    Zu dem Rai-Oh Gaia Beispiel etwa. Das ist kein offensiver Spielstil, sondern einfach nur schlecht. Bei jedem Spieler sollte folgender Gedankengang vor jeder Aktion durch den Kopf gehen: "Mögliches Risiko vs. möglichen Gewinn". Übersteigt das Risiko den Gewinn maßgeblich, suche ich eine Alternative oder versuche Risikofaktoren zu pullen (ich halte Soul Charge und habe Angst vor BTH, die er sich mit Myrmello gesucht hat. Ich werde solange Hermis mit Ferti holen oder nen DR bringen, bis die BTH raus ist, um dann den großen, gewinnbringenden Play durchbringen zu können.) - das ist weder offensiv, noch defensiv, sondern einfach gut gespielt, weil es eben die Komplexität der Gesamtsituation miteinbezieht. Und das fehlt mir einfach in deinem Artikel. Du versucht YGO auf ein Modell zu reduzieren und vernachlässigst dabei völlig die Veränderung des Metagames.

  • MYS. tomato:



    Bin da etwas anderer Meinung als du.



    Ich finde den Artikel an sich sehr gut fürs einfach mal durchlesen/Eindruck gewinnen. Für einen alten Hasen mag dieser Artikel wohl unvollständig oder zu oberflächlich erscheinen, aber für Neueinsteiger oder Gelegenheitsspieler ist der durchaus passend.



    Es wird kurz erklärt, wie man diese Typen "erkennt" (sogar noch gesagt, dass es Ausnahmen gibt, etc) und man bekommt ein kleines Bsp dazu.


    Klar, das Gaia/TK Bsp war etwas aus dem Kontext gerissen...wir wissen nicht gegen was er gespielt hat, wir wissen nicht, was er selber gespielt hat, wir wissen nicht in welchem Metagame wir uns befinden (war Force auf 1,2,3? hat man sie gespielt? Lagen die 2 Karten schon runden lang und wurden nie aktiviert? ). Doch hätte ein defensiver Spieler einfach en Gaia in Def gedreht, mit Rai-Oh angegriffen, sodass Force nur 0/0 macht. Nächste Runde dann mit Gaia drüber. Aber genau dies machte er eben nicht. Das ist ein sehr offensiver Spielstil, der eben hier bestraft wurde-und genau davon lebt das Spiel doch.



    Zu den Ressourcen: stimme ich die größtenteils zu, nur die LP's finde ich komplett unnötig. LP's sind wohl mit Abstand die unnötigste Ressource. Lieber fresse ich 2 Runden die 1800 und lebe immernoch, anstatt mein Monster zu setten, was ich evtl ne Runde drauf gebraucht hätte.


    Aber naja, kann man sich wohl lange streiten und das war Off-Topic, weil darum gings in dem Artikel nicht.


    Pfannkuchen: wie oben indirekt erwähnt, kurzer guter Artikel für neuere Spieler.


    Gibt einen schönen Überblick ;)


    Greets

  • Bei mir gabs mal folgende Situation:
    Ich habe mal gegen Oli Lukenda gespielt, hatte Spellbook und er Frog Monarch (vor dem DRuler und Spellbook Hype war das). Es ging darum, dass ich die Möglichkeit hatte, ein Wisdom zu setten, jedoch wollte ich es auf der Hand behalten, weil die Chance auf eine Priestess sehr groß war (wenig Deckkarten + Tower double Draw), Dark Hole weg war und Frog sonst nichts spielt, was stören könnte. Ich ging davon aus, es käme kein Enemy Controller mehr, weil schon 2 weg waren. Ich wusste, dass Enemy Controller mich töten würde wenn dann sowas wie LaDD kommt und ich nicht noch eine Priestess nachziehe (LaDD vs Priestess = LaDD Scoop), aber ich dachte mir, egal, sowas wird nicht passieren. Was geschah natürlich? Enemy Controller auf Priestess, Summon Treeborn again, drop LaDD, draw keine Priestess.
    Was ich damit sagen wollte: Lukenda meinte zu mir, man solle immer safe spielen, egal wie niedrig die Wahrscheinlichkeit auf sowas wie hier ist. Hätte ich safe gespielt, hätte ich das Spiel gewonnen. Seit dem, achte ich immer auf sowas und bin eher jemand, der safe spielt und abwartet, versucht Backrow zu lesen etc. nicht direkt in den erst-besten TT zu laufen.


    Somit muss ich Madaj da auch zustimmen, defensiv ist mMn. die sicherste und beste Spielweise (natürlich auch je nach Decktyp) auf lange Sicht. und gehöre selber wohl auch zu den eher defensiven Spielern. Obwohl zwischendurch, wenn es noch nicht um alles geht schon ab und zu mal ein Yolo Move drin ist xD


    EDIT: Gut beschrieben finde ich die Spielstile aber nicht. Das ist alles nicht so aussagekräftig irgendwie :P


    MfG

  • Ohne den Artikelschreiber runtermachen zu wollen aber ich finde mys.tomato Kommentar deutlich interessanter und besser als den Artikel. Klar solche Artikel sind interessant aber wenn im Endeffekt nur drinsteht:
    - defensiv greift vorsichtiger an und setzt mehr und
    - offensiv greift mit allem an,
    dann ist das doch etwas dünn.


    Und LP sind mehr denn je eine Ressource. Jede 1000 Life Points sind quasi +1 mehr durch eine mögliche Soul Charge. d.h. spiele ich einen Upstart Goblin und gebe meinem Gegner 1000 Life die er für ein Monster mehr nutzen kann mache ich auch -1. Oder ich bringe ihn wieder so hoch dass er sein Set Warning aktivieren kann das vorher tot war... Zudem wenn ich z.b. weiß dass mein Gegner durch Eclipse Wyvern nen JD auf der Hand hat mache ich vielleicht etwas umständlich mit der Noble Knight Waffe die Life gibt Minus, überlebe aber den Zug weil ich über die 3000 Life komme und habe selbst genug Antworten um das Spiel im nächsten Zug zu gewinnen.


    Und gerade auch in einem Meta mit LSW sollte man abwägen: Sette ich Monster und zwinge ihn mit JD zu zahlen sodass er vllt seine Lyla mit verliert oder sein random Monster weil er somit Schaden kriegt und ich weniger und überlebe somit länger oder passe ich, mache kein Minus, fresse aber mehr Schaden und sterbe bevor er Deckout geht.


    Noch ein Beispiel: Ich habe Kaiser Kolloseum und der Gegner einen nutzlosen materiallosen XYZ. Macht ich gierig +1 sodass er wieder frei beschwören kann oder lasse ich ihm den XYZ bis ich meine OTK Puzzle-Teile auf der Hand habe?


    Kartenvorteil ist schon und es spielt sich deutlich einfacher damit aber es sagt Null mehr aus. Erst letztens sah ich nen Kumpel wie er 4 tote Handkarten hatte mit leerem Feld gegen insgesamt 10 Karten des Gegners. Er zog aber ein LSW für seine Solar, einen zweiten für die zweite Solar, millte Eclipse und nen Ruler, zudem ne Todeswache. Nichtnur dass der Ruler +1 macht, auch der JD macht ordentlich Plus, ist schwer vom Feld zu bekommen und die Lebenspunkte sind durch die Todeswache ziemlich sicher..

  • Nach dem Artikel bin ich sowohl ein offensiver als auch ein defensiver Spieler, dass hat dwn Vorteil das man "unberechenbar" ist :D



    Mfg

  • Obwohl ich generell ziemlich selten mit Hoban einer Meinung bin, hat er mit einer Aussage in einem seiner Artikel meiner Meinung nach definitiv recht: es gibt keine Spielstile im engeren Sinne, in die man Spieler einteilen kann, sondern viel mehr den EINEN Spielzug, der unter Abwägung sämtlicher Faktoren (dazu zählen neben Kartenvorteil auch vorausschauendes Spielen, Public Knowledge und die anderen Punkte, die mys.tomato genannt hat, aber auch so etwas wie Körpersprache, etc.) in einer gegebenen Situation einen höheren Nutzen liefert als ALLE anderen und genau diesen Zug sollte man dann dementsprechend auch spielen.
    Dass dies dann schlussendlich häufig ein als "defensiv" bezeichneter Zug ist, hat nichts mehr mit einer persönlichen Präferenz zu tun (und ein "Spielstil" im Sinne des Artikels ist nichts weiter als eine (eventuell unbewusste) Präferenz), sondern damit, dass er OBJEKTIV betrachtet (gut, bei der Körpersprache gehört schon etwas subjektive Interpretation dazu, das gebe ich zu) eben der beste ist.

  • Entweder ich machs richtig oder ich machs falsch so einfach ist es.
    Wer regelmäßig grundlos mit 5 Monstern in den TT rennt oder pro Spiel 10 Gelegenheiten für einen sinnvollen Push verstreichen lässt ist nicht "offensiv" oder "defensiv" sondern vorallem schlecht xD


    Dass die meisten Spieler nicht sehr gut sind kann man natürlich auch ausnutzen. Ein schlechter Gegner macht von ganz allein seine Fehler und je mehr Optionen desto mehr Gelegenheiten es falsch zu machen. (Madaj Aussage).


    Man muss alles im Blick haben, das Mermail Beispiel kann z.B. durchaus den richtigen Spielzug zeigen, nur weil nächste Runde der Stun kam muss der richtige Zug nicht "warten" sein, wer danach an Undine stirbt kann wohl auch nicht mehr dick auspacken ("Monsterarmee aufbauen"). Der TK muss bleiben um Undine/Pike/Teus zu blocken, wegen der DEF kann ich ihn aber nicht vor der Force schützen also mach ich nichts - gegen eine Sphere in Linde> Leed kann ich in beiden Fällen nichts machen. So könnte ich theoretisch wenigstens Damage drücken, auf Trap Stun warten heißt in dem Fall zwei Runden passen und das gegen ein Kombo Deck mit Soul Charge.



    Dass man defensiv besser überlegen muss zeigt auch nur dass der Artikel nur oberflächlich ist, ich muss meinen Zug immer durchdenken und wenn ich mit entschließe aktiv meine Ressourcen aufzuwenden (Karten, LP für Charge, Extra Deck Monster) erst recht weil genau wissen muss was ich mache wenn ich gegen Backrow spiele oder ein bestimmtes Feld clearen muss inkl die Antwort des Gegners erwarte.


    Der letzte "Typ" sind Standard Openings, wer auch im Verlauf nur nach einem Schema spielt hat ein Deck dass immer das gleiche macht oder nicht die Fähigkeiten alle Optionen zu sehen, wo man wieder am Anfang wäre.

  • Guter Artikel, gefällt mir sehr!
    zeigt die Vor-/Nachteile jedes Stils ohne auszusagen "jeder Spieler lässt sich hier einordnen".


    Ein weiterer Faktor jedoch, der das Spiel mit Sicherheit mehr beeinflusst bzw. entscheidet als das "+-im-Kopf-mitzählen", ist das Glück.
    Wenn man einfach mal Pech hat, nicht auf den Gegner reagieren kann, die Karten im falschen Moment zieht, etc.; so verliert man eben mal.
    Und wenn man gleich mal das erste verliert, boardet man, damit man nicht nochmal passiert und agiert psychologisch völlig anders, als wenn man das erste Spiel gewinnt.


    Ansonsten ist mir etwas eingefallen, nachdem ich den Artikel gelesen hatte: Woher hat das nette Wort "afghanisch" (in der ygo Welt) seinen Ursprung?
    Weiß das jemand oder ist das einfach da und niemand weiß wieso? :D Würde mich interessieren.

  • Zitat

    Wenn man einfach mal Pech hat, nicht auf den Gegner reagieren kann, die Karten im falschen Moment zieht, etc.; so verliert man eben mal.


    Einmal, Zweimal, Dreimal, ok. Aber wer konstant schlecht zieht, wurde entweder vom Gegner gestackt oder hat sein Deck falsch aufgebaut.


    Ich kann ein paar anderen nur zustimmen, den Artikel finde ich sehr oberflächlich. Zum Einen ist der Artikelersteller sehr "defensiv" orientiert und hat nur Vorteile von diesem erläutert. Fakt ist aber auch, dass man nur durchs reine Verteidigen nicht gewinnen kann. Und das Beispiel mit dem angeblich offensiven Spieler finde ich sehr schlecht. Er hat einfach ein Missplay gemacht ODER hatte keine andere Möglichkeit. Das hat nichts mit dem Spielstil zu tun. Wenn man immer in MF/TT reinrennt, hängt das nicht mit seinem Stil zu tun, sondern mit seiner Fähigkeit, die Situation einzuschätzen.
    Deswegen gefällt mir der Artikel nicht, da er viel zu gehaltlos ist. Man kann die Spieler nicht einem Spielstil o.ä. zuteilen, v.a. nicht danach beurteilen, ob sie nun etwas länger überlegen oder einfach in 3 Sets reinrennen. Das zeigt nur auf, wie vorsichtig sie sind und wie gut sie spielen können. Aber auch jemand, der 5 Minuten für einen Zug braucht (vorausgesetzt, er bekommt nicht wegen Slow Play eine Warning), kann ganz offensiv spielen. Wenn man finishen kann, dann wird wohl kein noch so "defensiver" Typ darauf verzichten.


    Es wäre zwar auch möglich, durch die psychische Reatkionen der Spieler auf bestimmte Situationen diese dann einem Spielstil zuzuweisen, doch das wurde im Artikel leider nur kurz erwähnt.


    Man kann aber Decks einem der Typus unterordnen. So ist z.B. ein Hieratic Deck wohl nie defensiv. Insofern könnte man einen Spieler dennoch einem Spielstil unterordnen, anhand ihrer Deckwahl. Aber das ist ja eine andere Geschichte.


    Zum afghanisch: http://yugioh-liga.de/forum/in…ge=Thread&threadID=385090

  • Entweder ich machs richtig oder ich machs falsch so einfach ist es.
    Wer regelmäßig grundlos mit 5 Monstern in den TT rennt oder pro Spiel 10 Gelegenheiten für einen sinnvollen Push verstreichen lässt ist nicht "offensiv" oder "defensiv" sondern vorallem schlecht xD


    So ist es. Punkt.


    Gibt in meinen Augen höchstens Preferänzen beim Decktyp - Control, Aggro und Combo (wobei... in YGO kann jedes Deck alles).


    Nur weil ich z.B. ausschließlich Control spiele, heißt es noch lange nicht das ich immer konservativ spiele, weil das hängt von der ingame Situation ab und nicht von meinem "Spielstil".

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